Wo ein Hundle Stadtgeschichte schrieb...

Die Sage vom Brettener Hundle

MopsDas Hundle, wie es jeder kennt

Wie aber lautet nun die Sage vom „Brettener Hundle“ in ihrer allgemein bekannten Fassung?

Erzählt wird hierzu meist, dass die Stadt Bretten einst von einem großen feindlichen Heer belagert und von allem Nachschub abschnitten wurde. Die Nahrungsvorräte wurden immer weniger, weshalb eine Übergabe an die Belagerer schließlich ernsthaft in Erwägung gezogen werden musste. Da kam einer der Ratsherren (in manchen Versionen ist auch vom Bürgermeister selbst die Rede) auf eine rettende Idee. Man solle doch, so schlug er vor, die letzten noch vorhandenen Proviantreste zusammentragen, damit einen kleinen Hund mästen und diesen dann, wenn er so richtig rund und fett geworden sei, vor’s Stadttor schicken. Wenn der Feind das Tierchen sähe, müsse er annehmen, dass man innerhalb der Stadtmauern noch Lebensmittel in Fülle habe, was Erwartungen auf ein baldiges Aushungern zunichte machen und vielleicht zu einem Ende der Belagerung führen könnte.

HundleGesagt, getan: die Brettener trugen ihre letzten Vorräte zusammen und der kleine Hund konnte einige Tage lang geradezu in Futter schwelgen. Rasch und für jedermann sichtbar nahm er dabei an Gewicht und Umfang zu. Als er so richtig rund und fett war, schickte man ihn tatsächlich vor das Stadttor ins feindliche Lager hinein. Der gewünschte Effekt trat ein: als die Belagerer den gemästeten Hund sahen, mussten sie annehmen, dass die Stadt wohl noch reichlich Vorräte habe und die Belagerung folglich noch „Ewigkeiten“ dauern könne. Folglich beschlossen sie, das Unternehmen zu beenden und zogen unverrichteter Dinge ab. In ihrem Verdruss aber schlugen sie dem armen Hündlein seinen Schwanz ab und jagten es, solcherart verstümmelt, in die Stadt zurück. Behauptet wird allerdings zuweilen auch, das Abhacken des Schwanzes sei deshalb erfolgt, damit das erfolglos abziehende Heer überhaupt ein Ergebnis – und sei es auch nur einen nach Hause mitgeführten Hundeschwanz – habe vorweisen können. Dem zurückgekehrten Hündlein aber – dem Retter der Stadt – sollen die Bürger Brettens anschließend aus Dankbarkeit ein steinernes Denkmal gesetzt haben.

Natürlich war alles ganz anders – keine einzige der verschiedenen Belagerungen, die Bretten im Laufe seiner Geschichte und dabei ganz besonders im 16. und 17. Jahrhundert erlebte, konnte durch einen Hund abgewendet werden. Dies aber tat der Beliebtheit des „Brettener Hundle“ keinen Abbruch.

Dr. Peter Bahn

ehemaliger Leiter des Stadtmuseums Bretten

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